"Du musst dein Ändern leben":Dekan Walter Fuß geht in den wohlverdienten Ruhestand

„Nichts ist so beständig wie die Veränderung.“- „Du musst Dein Ändern leben.“
Dieser Sachverhalt begegnete mir sinngemäß in letzter Zeit in einem Zitat des Philosophen Heraklit aus dem 5. Jahrhundert vor Christus, als ich in meinen Büchern stöberte und sie für den Umzug nach Fachgebieten und Autoren sortierte.
Ja, stimmt, dachte ich. Wandel, Veränderung gehören nicht einfach nur zum Leben dazu, sondern das Leben ist ein einziger langer Veränderungs- und Entwicklungsprozess.
An der kleinen Leonie, der neugeborenen Enkelin eines befreundeten Ehepaares, erlebe und sehe ich das in mich frohmachender Weise: Jeder Tag bringt ein neues Entdecken, eine neue Fähigkeit, ein aufgeregtes Lachen, ein interessiertes Staunen, einen nächsten selbständigen Fortschritt beim Krabbeln und ein Anfangen aufzustehen und gehen zu wollen.
Auf der anderen Seite sehe ich die persönlichen Veränderungen, steht die Auseinandersetzung mit der Gesundheit und der bevorstehende Wechsel in den dadurch bedingten Ruhestand.
Veränderung gehört zum Leben. Nicht nur zu meiner persönlichen, sondern auch zu Ihrer aller und nicht zuletzt zur gesellschaftlichen, politischen und kirchlichen Realität. Die Welt - um mich herum - bewegt, entwickelt, verändert sich, manchmal langsam und schleichend, manchmal aber auch schlagartig, von einem Moment auf den anderen, zuweilen radikal, nicht selten auch unbarmherzig. Das haben wir besonders in den letzten Jahren teilweise schmerzhaft erfahren müssen.
Vielleicht ist es die allgemeine Verunsicherung nach der Pandemie, durch die Naturkatastrophen und Kriege in Europa und weltweit, die Inflation mit den steigenden Preisen und die für viele überteuerte Energie-Ressource, die es uns so schwer machen, die Veränderungen, die sich in der Kirche mit dem synodalen Weg und in unserem Bistum abzeichnen, zu akzeptieren.
Nicht wenige Zeitgenossinnen und Zeitgenossen denken: „wenigstens dieser Teil unseres Lebens soll doch so bleiben wie er scheinbar immer schon war und wie wir es kennen.“
Aber, er ist bereits spürbar, der Wind der Veränderung. Ins Deutsche übersetzt sang die deutsche aus Hannover stammende Hardrock- Band „The Scorpions“ schon 1991 im Zusammenhang mit dem Fall der Berliner Mauer „der Wind der Veränderung / des Wandels“ - „Die Zukunft liegt in der Luft, ist überall zu spüren. Ich wehe mit dem Wind des Wandels ..."
Veränderungen in unserer Kirche hat es immer schon gegeben, sie sind notwendig und sie werden auch in Zukunft immer wieder kommen, davon bin ich fest überzeugt.
Wir, jeder und jede einzelne von uns, muss sich immer wieder neu fragen: “Wozu sind wir Kirche im Bistum Trier.“ Wo bieten wir Menschen auch außerhalb unseres innerkirchlichen Kreises an, ein Stück des Lebens- und Glaubensweges mit ihnen zu gehen, Ihre Fähigkeiten zu sehen und nicht primäre unsere kirchlichen Bedürfnisse und Traditionen zu befriedigen.
Die Augen vor NOT-wendiger Veränderung und dem Wechsel zu verschließen, Vogel-Strauß-Politik zu betreiben, den Kopf in den Sand zu stecken, ist keine Lösung. Besser ist es, sie wahrzunehmen, sie anzunehmen und wo möglich, aktiv mitzugestalten. Dazu sind wir zumindest alle eingeladen! Mein mit 90 Jahren verstorbener Vater hat auch im hohen Alter immer noch gesagt: „Wenn Du nicht mehr bereit bist, dich zu ändern und dazu zu lernen, lebst du nicht mehr wirklich und bist tatsächlich alt und das ist keine Sache des biologischen Alters.“
Wenn ich mich heute mit dem „letzten geistlichen Impuls“, den ich für Sie schreibe, an Sie wende, dann ist das vorab Geschriebene immer auch eine maßgebliche Maxime meines Handelns, Redens, Feierns der Sakramente und des Verantwortung-Übernehmens für mich gewesen.
Ich hoffe, dass ich für Sie und mich authentisch war und Ihnen so die uneingeschränkte Liebe unseres guten Gottes mit meinen Talenten, aber auch in meiner ganzen menschlichen Unzulänglichkeit nähergebracht habe.
„Nichts ist so beständig wie die Veränderung.“- „Du musst Dein Ändern leben.“
Das, was sinngemäß Heraklit im 5 Jahrhundert vor Christus und die Scorpions 1991 geäußert haben, kennt die Bibel mit Aussagen über den Heiligen Geist.
"Der Geist Gottes weht, wo er will"; ist ein Zitat aus dem Johannesevangelium (Joh 3,8) und im Buch der Psalmen (PS 104,30) schreibt der Psalmist: “Sende aus, deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu”.
So wünsche ich uns allen immer wieder neu die notwendige Kraft und den Mut zur Veränderung auf dem Fundament Jesu Christi, der das Sinnbild der Veränderung und des Wandels schlechthin ist, weil er den Tod ein für alle Mal in das Leben in Fülle gewandelt hat.
Darauf bereiten wir uns in den Tagen des Advent und dem Hochfest der Geburt Christi (Weihnachten) vor, damit wir Ostern in froher Hoffnung auch für dieses Leben feiern können im neuen Jahr 2025 und darüber hinaus.
Ich war sehr gerne hier bei Ihnen im Pastoralen Raum Idar-Oberstein und sage DANKE für jegliche Begegnung; DANKE, dass ich für Sie Dekan und Pfarrer sein durfte; DANKE, dass wir miteinander als Christinnen und Christen unterwegs waren, den Glauben und das Leben geteilt haben und sagen Ihnen allen, im Besonderen auch den Kolleginnen und Kollegen: „Behüte und segne Sie unser Guter Gott“.
Herzlich, Ihr Walter Fuß